| |

Setting meistern (4/4)

Genre-Konventionen

In der Artikelreihe “Setting meistern” dreht sich alles um das Handwerk von Setting und Beschreibung. Erfahre im letzten Teil: Wie beeinflusst das gewählte Genre dein Setting? Welche Genre-Regeln solltest du beachten? Und wie kannst du durch Setting & Beschreibung dein Genre wachrufen?

Was ist Genre?

Beim Schreiben ist es wichtig, dass du dein Genre gut kennst. Als Genre bezeichnet man eine Gruppe von Werken, “die sich durch einen bestimmten Stil, eine bestimmte Form oder einen bestimmten Inhalt auszeichnen.”1

Beispiele für Genre

  • Fantasy
  • Liebesroman
  • Science Fiction

Beispiele für Subgrenre im Genre “Fantasy”

Eine ausführliche Liste mit 144 Genre und Subgenre findest du hier.

Setting als Teil des Genre

Genre besteht aus vier Elementen: Figuren, Geschichte, Plot und Setting. Das Genre deiner Geschichte, sollte sich in jedem dieser Aspekte widerspiegeln.

Zudem gibt es in jedem Genre bestimmte Konventionen, einfach zu Geschichten dieses Genres gehören. Das können wiederkehrende Motive und Klischees aber auch rhetorische und literarische Techniken sein.

Warum sind Genre-Konventionen wichtig?

Wenn deine Geschichte zu einem Genre gehört, dann ist sie Teil einer großen Familie mit einer langen Tradition. Alle ähnlichen Geschichten vor deiner eigenen stellen sozusagen das kulturelle Erbe deiner eigenen Erzählung dar. Ob bewusst oder unbewusst: Dieses kulturelle Erbe fließt in deine Geschichten ein.

Darüber hinaus haben viele Genre prägende Geschichten, die Meilensteine waren und sofort mit dem entsprechenden Genre verbunden werden. Ein Beispiel für einen solchen Meilenstein ist Bram Stokers Dracula. Man muss das Buch nicht gelesen haben, um zu wissen, dass Dracula ein Vampir war.

Deine Leserinnen kennen das kulturelle Erbe deiner Geschichte. Sie suchen Genre-Bücher aus, weil ihnen Geschichten dieses Genres Freude bereiten. Deine Leserinnen wissen um die Konventionen – und sie erwarten sie auch in deiner Geschichte.

Heißt das, dass du immer eine Gruft beschreiben musst, wenn du einen Vampir-Roman schreibst? Natürlich nicht! Du kannst mit Konventionen spielen. Um mit ihnen spielen zu können, musst du die Konventionen jedoch gut kennen – vor allem die entscheidenden. Nur so kannst du an die Erwartungshaltung deiner Leserinnen anknüpfen.

Welche Genre-Konventionen sind entscheidend?

Entscheidende Genre-Konventionen erkennst du daran, dass deine Geschichte nicht zum Genre gehören würde, wenn du diese Konvention nicht thematisierst. Ich möchte am Beispiel von Vampir-Geschichten zeigen, wie sich entscheidende Konventionen auf Setting und Beschreibung auswirken.

Vorsicht Sonne!

Auf einen Vampir lauern überall Gefahren: Knoblauch, Pfähle, Werwölfe. Der Erzfeind eines Vampirs aber ist die Sonne. Diese Furcht vor der Sonne beeinflusst auch das Setting deiner Geschichte. Wohnt dein Vampir vielleicht an einem Ort mit wenigen Sonnenstunden? Wie schützt er sich in seiner Wohnung vor den lebensgefährlichen Strahlen? Fährt er vielleicht ein Auto mit verdunkelten Scheiben?

Du kannst aber auch einen Vampir erfinden, der sich in seinem Selbsthass absichtlich quält. Vielleicht lebt er an einem besonders sonnigen Ort, an dem die Sonne schnell aufgeht – in der Hoffnung, dass sie ihn eines Tages erwischt. Oder dein Vampir hat sich einen Wohnort mit langen Tagen ausgesucht, um so die Zeit zu begrenzen, in der er jagen kann.

Durst und die Folgen

Eine Vampir-Geschichte ohne Verlangen ist keine. Das Verlangen muss sich nicht notwendig auf Blut beziehen. Dein Vampir könnte auch nach Lebensenergie oder Lebenszeit dürsten. Entscheidend ist nur: Was er seinen Opfern aussaugt, sollten sie zum Leben brauchen. Das Wesen eines Vampirs ist nämlich, dass er ein natürlicher Feind der sterblichen Menschen ist – ob er will oder nicht. Gibt der Vampir seinem Verlangen nach, schadet er den Menschen. Erfüllt er sein Verlangen nicht, schadet er sich selbst.

Dieser Durst hat Folgen: auf die Psyche, die Lebensumwelt und den Körper des Vampirs. Bei deinen Beschreibungen solltest du daher ins Detail gehen: Wie fühlt sich Blutdurst an? Wie geht der Vampir damit um? Gefällt es ihm, dass er mordet oder hasst er sich dafür? Wie schmeckt Blut? Wie verändert sich sein Aussehen kurz bevor er zubeißt?

Schreibübung

In der Schreibübung: Lieblingsgenre rufst du ein Genre wach – nur durch Setting und Beschreibungen.

Weiterlesen

Hier geht’s zu den anderen Teilen von “Setting meistern”:

Anmerkung

Die Inhalte dieses Blogartikels basieren auf den Materialien des Moduls “The Craft of Setting”, das Teil der Coursera-Spezialisierung “Kreatives Schreiben” ist. Dozentin des Moduls ist die Schriftstellerin Amity Gaige.

  1. https://www.merriam-webster.com/dictionary/genre

Ähnliche Beiträge

Schreibkurs_Zeit zum Schreiben_Erfahrungsbericht einer Kursteilnehmerin

Zeit zum Schreiben

In diesem Artikel teile ich mit dir meine persönlichen Erfahrungen, die ich während des Kurses »Zeit zum Schreiben« gemacht habe.

Mehr lesen
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x