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Setting meistern (3/4)

Recherche

Lerne im zweiten Teil der Artikelreihe “Setting meistern” drei Arten der Recherche kennen: funktionelle, inspirierende und imaginative Recherche. Wie kannst du die verschiedenen Recherche-Arten in deinem Schreibprojekt nutzen?

Wenn’s plötzlich nicht mehr weitergeht…

Bis du schon einmal an einen Punkt gekommen, an dem du beim Schreiben nicht weiter kommst? Vielleicht liegt es daran, dass dir wichtige Hintergrundinformationen zu deiner Geschichte fehlen? Oder hast du das Gefühl, das Geschriebene bleibt auf dem Blatt blass?

Die drei Arten der Recherche können dir bei solchen Schreibblockaden helfen! Wenn du sie zur richtigen Zeit einsetzt, wird dein Text authentischer und lebendiger.

Kreativität und Recherche — passt das zusammen?

Recherche kennst du vielleicht bisher nur aus dem journalistischen Kontext. Aber auch kreatives Schreiben hat viel mit Recherche zu tun. Als Schriftstellerin musst du Details in Erfahrung bringen, um deine Welt zu erschaffen. Dabei kommen drei Arten der Recherche zum Einsatz.

Funktionelle Recherche

Diese Art der Recherche ist dir vielleicht am vertrautesten, denn du kennst sie vermutlich bereits aus der Schule. Beim funktionellen Recherchieren geht es darum, Fakten aus der wirklichen Welt in Erfahrung zu bringen. Zum Beispiel: Welcher Wochentag war, als der zweite Weltkrieg beendet wurde?

The world is composed of details.

Amy Bloom

Natürlich gibt es auch schwierigere Fragen, die einen sehr hohen Recherche-Aufwand haben: Was haben Adlige im mittelalterlichen China gewöhnlich zum Frühstück gegessen? Welche Augenfarbe war bei den Germanen die beliebteste? Generell aber gilt: Antworten auf faktische Fragen findest du im Internet, in Bibliotheken oder in Archiven.

Dabei zählt nicht nur die Schriftform zur funktionellen Recherche. Du kannst auch außerhalb von Büchern Informationen zu deinen Geschichten sammeln, sozusagen live und aus erster Hand. Indem du Orte besuchst, Fotos machst oder Interviews führst. Oder indem du dich mit dem Fallschirm einen Wasserfall hinunterstürzt, weil deine Protagonistin das tut.

Inspirierende Recherche

Die inspirierende Recherche hilft dir dabei, Dinge zu entdecken und inspirierende Verknüpfungen zu schaffen. Folge bei dieser Art der Recherche deinem Bauchgefühl! Sammle, was dich auf Ideen bringt oder eine bestimmte Stimmung in dir weckt: Musik, Filme, Gedichte, Gemälde. Wühle dich durch geheimnisvolle Kisten im Keller. Lege dir eine Sammlung mit Lieblingsbüchern an. Alles ist erlaubt, das dich zum Schreiben bringt.

Imaginative Recherche

Für mich ist diese Art der Recherche die schwierigste: das Tagträumen & Visualisieren.

Novels begin, not on the page,
but in meditation and day-dreaming.
In thinking, not writing.

Joyce Carol Oates

Versetze dich bei der imaginativen Recherche so gut wie möglich in die Welt, über die du schreibst. Benutze dabei so viele Sinne wie möglich und stelle dir alles bis ins kleinste Details vor.

Übung: Erinnerung

Erinnere dich an einen typischen Sonntag, den du als Kind erlebt hast. Du bist gerade aufgestanden.

Wie alt bist du? Was machst du als erstes? Wie ist das Wetter? Ist es warm oder kalt? Was siehst du, wenn du aus deinem Fenster schaust? Hast du etwas geträumt? Wonach riecht es in deinem Zimmer? Wie fühlst du dich? Bist du alleine oder ist jemand mit dir im Zimmer? Was hörst du? Was denkst du? Welche Farbe hat deine Bettwäsche? Wie sieht dein Schlafanzug aus? Welchen Geschmack hast du im Mund? Welches Jahr ist? Was ist am Tag davor passiert? Was gibt es zum Frühstück? Was siehst du, wenn du die Tür zu deinem Zimmer öffnest? Du kannst die Liste der Details beliebig erweitern.

Schließe jetzt die Augen und stelle dir fünf Minuten lang möglichst bildlich die Szene vor.

Übe das Visualisieren regelmäßig und bewege dich in deiner Vorstellung vom Bekannten zum Unbekannten. Mit etwas Training kannst du bald aus der Perspektive deiner Figuren durch deine Geschichte spazieren. Je besser dir die imaginative Recherche gelingt, umso überzeugender werden die Orte und Figuren, über die du schreibst.

Nothing is observed without an observer.

Amy Bloom

Das Visualisieren hilft dir dabei, Details, Sinneserfahrungen sowie Gedanken und Gefühle deiner Figur wahrzunehmen. Genau diese Feinheiten sind es, die gutes von schlechtem Schreiben unterscheiden.

In literature, all failures result
from a failure of imagination

Kristine Kathryn Rusch

Profi-Tipp

Nutze Soundcapes (also Klanglandschaften) oder erstelle dir eine geleitete Meditation, um dir die imaginative Recherche deiner fiktiven Welten zu erleichtern.

Schreibpraxis

In der Schreibaufgabe: Fremde Welten nimmst du deine Leserinnen mit auf eine Reise ins Unbekannte.

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Hier geht’s zu den anderen Teilen von “Setting meistern”:

Anmerkung

Die Inhalte dieses Blogartikels basieren auf den Materialien des Moduls “The Craft of Setting”, das Teil der Coursera-Spezialisierung “Kreatives Schreiben” ist. Dozentin des Moduls ist die Schriftstellerin Amity Gaige.

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