Ungewöhnliche Begegnung

Liebesszene 2 Ungewöhnliche Begegnung Totenhemd

Romanprojekt

In meinem Young Adult Roman geht es um die Zwillinge Jelina und Jaro von Grimmstein, die von der schwarzen Nonne, einer mächtigen Hexe, verflucht werden. Die beiden Begegnungsszenen sind Teil der Vorgeschichte, die erzählt, wie Tilda (meine Antagonistin) zur schwarzen Nonne geworden ist und weshalb sie die Familie von Grimmstein hasst.

Kontext

Tilda und Tane (der Wilde) haben sich ineinander verliebt. Mit Tildas Hilfe konnte Tane der Schaustellertruppe entkommen. Die beiden Jugendlichen verbringen einen Sommer im Wald. Versteckt in einem verlassenen Dorf, das längst vergessen ist und von allen gemieden wird. Es gilt als verflucht. Der lange Winter und das Jahr ohne Sommer haben Konsequenzen. Die Ernte ist ausgefallen. Die Dorfbewohner wagen sich weiter und weiter in den Beheimer Wald auf der Suche nach Nahrung. Überall munkelt munkelt man, es gäbe Hexen. Dann wird Tane im Wald gefasst. Tilda versucht ihn zu retten. Am Ende werden beide gefangen genommen und der Hexerei bezichtigt.

Vorwissen

Die Lesenden wissen an dieser Stelle, wer der Graf von Grimmstein ist und kennen seine Vorgeschichte. Sie waren auch dabei, als Rutger (der Graf) heimlich Tildas Leben gerettet hat.

Liebesszene 2

Der Wilde sah zum Fürchten aus. Schwarze Zeichen rankten sich auf der dunklen Haut seines Gesichts, das von der Folter mit Blut verkrustet war. Die Zähne hatten die Mönche ihm im Verhör ausgeschlagen. Einer der Henker legte ihn den Strick um den Hals.

Der Wilde ließ es geschehen. Gekrümmt stand er da, in seinem Totenhemd, vor einer Menge, die gespannt den Atem anhielt. Sein linkes Auge war von den Misshandlungen zugeschwollen. Das Rechte klammerte sich an das Mädchen, das ihm gegenüberstand.

Tilda hieß es und Rutger hatte sofort gewusst, wessen Tochter sie war. Sie sah ihrer Mutter ähnlich. Und ihrem Vater.

Ein Mönch hielt Tilda fest. Wie Rutger seinen Sohn zwang hinzusehen, zwang der Mönch das Mädchen.

Ein geringer Preis für ihr Leben.

Ein hoher für ihr Herz.

Rutger wusste, dass Tilda den jungen Wilden liebte. Doch beide hatte er nicht retten können. Gegen die Inquisition kam keiner an. Selbst ein Graf nicht.

Tilda stand aufrecht da, als leide sie keine Schmerzen. Doch auch ihren Körper hatten die Mönche gequält. Rutger war selbst bei Tildas Folter dabei gewesen, um sicherzugehen, dass die Mönche nicht zu weit gingen.

Tilda tat ihm leid, doch er kam nicht umhin ihre Stärke zu bewundern. Sie ließ den Blick des Wilden keine Sekunde los. Verbarg ihr eigenes Leid, um ihrem Geliebten Kraft zu geben für seinen letzten Weg.

Rutger versank einen Augenblick in der Pracht des Abendrots. Ihm schien, dass die Welt immer dann am schönsten war, wenn die Menschen am hässlichsten waren.

Dann schaute er zu dem Wilden.

Tane.

Sein Name war Tane.

Rutger nickte den Henkern zu. Unter den schwarzen Hauben steckten die Gesichter von drei willigen Dorfbewohnern. Gemeinsam zogen die Männer am Strick, der um den dicksten Ast der Blutbuche gewunden war. Quälend langsam, wie die Mönche es befohlen hatten. Eine letzte Tortur, um der Seele den Teufel auszutreiben. Die Menge betete das Ave Maria.

Eine plötzliche Unruhe unter den Schaulustigen unterbrach den Rhythmus des Gebets. Rutger schaute von Tane, dessen Füße wild um sich schlugen, in die Menge.

Eine Frau kämpfte sich nach vorne. Noch ehe sie ihn erreichte, erkannte Rutger sie an ihrem weizenblonden Haar.

Hilderun.

Wortlos blieb sie vor ihm stehen. Sie schaute nicht auf Tane, der röchelnd am Strick erstickte.

Auch nicht auf ihre Tochter, die ihm beim Sterben zusehen musste. Nur auf ihn. Ihr Blick bohrte sich ihm wie eine heiße Nadel ins Herz.

Anmerkung

Dieser Text ist das Ergebnis der Schreibübung: Lass es knistern! Es ist der erste Entwurf, den ich zum Feedback eingereicht habe. Um zu diesem ersten Entwurf zu kommen, habe ich drei Überarbeitungsphasen benötigt. Diese Schreibübung hatte zwei Teile. Zum ersten Teil “Verbotene Liebe” geht’s hier.

Da ich auf The Story To Be zeige, wie der Prozess des Schreibens aussieht, korrigiere ich in Entwurfstexten bewusst meine Fehler nicht. Das soll dir zeigen: Fehler gehören zum Prozess.

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