Die Zeit fällt aus dem Kleiderschrank

Die Anthologie »Die Zeit fällt aus dem Kleiderschrank« ist ein Gemeinschaftsprojekt des Text-Ateliers Leipzig. Als Projektleiterin & Herausgeberin war ich sowohl für die Koordination und das Qualitätsmanagement als auch für Buchsatz und Marketing verantwortlich. Einiges habe ich bei diesem Projekt zum ersten Mal gemacht. Zum Beispiel alle Buch-Formate mit ulysses.app setzen sowie eine Cover-Reveal planen und durchführen.

Chronologie

  • 04/2022: Idee als Text-Atelier Leipzig eine Anthologie herauszugeben
  • 04-09/2022: Texte entstehen
  • 10/2022: Werkstatt-Gespräche & Überarbeitung
  • 11/2022: Korrektorat & Satz
  • 12/2022: Cover-Design & Vorbereitung der Veröffentlichung
  • 07/2023: Teilnahme am Selfpublisher Buchpreis 2023

Entstehungsprozess

Den Entstehungsprozess dieser Anthologie habe ich in mehreren Blog-Artikeln dokumentiert. Wenn du wissen willst, welche Schritte von der Idee bis zum veröffentlichten Buch notwendig waren, erfährst du hier mehr:

In der Anthologie ist neben dem Vorwort und dem Klappentext auch die Erzählung »Was ich tragen muss« von mir. Veröffentlicht wurde die Geschichte in ihrer achten Überarbeitung. Sie ist im Rahmen des Prosa-Moduls des Studiengangs Biografisches und Kreatives Schreiben (ASH) entstanden. Ihre siebte Überarbeitung habe ich unter dem Titel »Die Stunde der Vergebung« als Prüfungsleistung eingereicht und darauf die Bestnote erhalten. Besonders hat mich dabei das Feedback meines Dozenten Guido Rademacher gefreut, das ich fortan immer lesen werde, wenn ich an meiner Fähigkeit zu schreiben zweifle:

Chronologie der Erzählung »Was ich tragen muss«

  • 10/21: Idee – Begonnen hat alles mit einer Folge des Podcasts Harry Potter and the Sacred Texts. Ich war fasziniert vom Gedanken, dass Opfer und Täter auf ewig verbunden sind und wollte dieses Gefühl in eine Geschichte packen.
  • 11/21: Entwurf sowie Automatisches Schreiben und 1.-2. Überarbeitung
  • 02/22: 3. Überarbeitung
  • 06/22: 4. Überarbeitung
  • 06/22: Feedbackrunden in drei Autorinnen-Gruppen
  • 07/22: 5.-7. Überarbeitung
  • 09/22: Feedbackrunde im Rahmen eines Werkstattgesprächs im Text-Atelier Leipzig sowie Spotlight auf Scribophile
  • 10/22: Fertigstellung der achten Überarbeitung (wie in der Anthologie veröffentlicht)

Leseprobe aus »Was ich tragen muss« (Andrea Hahnfeld)

Aus Gewohnheit stehe ich vor dem Badezimmerspiegel, das Rasiermesser in der Hand. Seit Leos Tod ist der Spiegel blind. Ich sehe mich in allen spiegelnden Oberflächen nur noch verschwommen. Nachdenklich streiche ich über meine Stoppeln. Auf dem Friedhof legen sie Wert auf ein angemessenes Äußeres.
Leo hat meinen Dreitagebart immer gemocht.
Ich beschließe das Rasieren sein zu lassen, auch weil ich mich mit dem scharfen Messer regelmäßig schneide, und ziehe die Jeans wieder aus. Stattdessen versinke ich in Leos bestem Anzug und binde mir die schwarze Krawatte um. Das muss reichen für den guten Eindruck. Beides habe ich zuletzt vor einem Jahr getragen. Als ich gegen meine Brust klopfe, höre ich das vertraute Knistern des Schuldscheins in der Innentasche des Jacketts.
Keine halbe Stunde nachdem Elke gegangen ist, fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Beim Hinausgehen berühre ich die rotbraune Stelle am Rahmen. Ein Tick, den ich mir über die Jahre angewöhnt habe. Mein linker Unterarm pocht. Das Gefühl erdet mich.

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Eckdaten

Inhalt

Manche Kleider tragen wir nur einen Tag, andere lieben wir, bis sie sich auflösen. Mit Hose, Rock & Lieblingspulli zeigen wir, wer wir sind – oder zumindest, wer wir sein wollen. Doch Kleider sind mehr: Sie erinnern uns daran, wer wir einmal waren. Öffnen wir den Kleiderschrank, fällt uns die Zeit entgegen. Elf Autorinnen und Autoren des Text-Ateliers Leipzig setzen sich autobiografisch, fiktional und lyrisch mit ihren Kleidern und ihrer Zeit auseinander. Entstanden sind Texte, die von Krieg und Nachkriegszeit, innerdeutscher Teilung sowie Schuld, Trauer und dem Recht auf Selbstbestimmung erzählen.